Film-Rezension: Herz aus Stahl

Film-Rezension: Herz aus Stahl

Wie kann man das neue Jahr besser beginnen als mit einem Besuch im Stammkino?
Diesmal hat es mich auf Wunsch der Liebsten, in einen Streifen verschlagen, der sich mal wieder dem Thema 2. Weltkrieg annimmt. Dazu kommt heute und hier meine persönliche Meinung zum Film „Herz aus Stahl“.

Handlung:

Im April 1945 mobilisiert Hitler nochmals alle Truppen und fordert sogar Frauen und Kinder zum totalen Krieg auf, um das Vaterland zu verteidigen. Auf deutschem Boden kämpft bereits die Mannschaft eines Sherman-M4-Panzers um Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt), die bei einer letzten Mission tief ins Gebiet des Feindes vorstoßen und Städte befreien soll. Durch den Krieg sind die Männer verroht und ständig an der Grenze zum Zusammenbruch. Collier führt seine Männer mit harter Hand, aber weil er gleichzeitig ihr Überleben bewerkstelligt hat, folgen sie ihm. Der unerfahrene Norman Ellison wird buchstäblich vom Lastwagen gezerrt und in den Panzer verfrachtet, um den getöteten zweiten Fahrer und MG-Schützen des Panzers zu ersetzen. Er ist seit zwei Monaten in der Armee und zum Schreiber ausgebildet worden. Norman ist völlig entsetzt von den bösartigen Kommentaren der Soldaten. Ein Auftrag, eine Kreuzung zu halten um weitere, eigenen Truppenbewegungen zu sichern, soll der „beste Job“ ihres Lebens werden.

Besetzung (u.a.):

  • Brad Pitt (Word War Z, Inglourious Basterds) – Don ‚Wardaddy‘ Collier
  • Shia LaBeouf (Transformers, Wall Street) – Boyd ‚Bible‘ Swan
  • Logan Lerman (Noah, Percy Jackson) – Norman Ellison
  • Michael Peña (Shooter, Gracepoint) – Trini ‚Gordo‘ Garcia
  • Jon Bernthal (The Walking Dead, The Wolf of Wall Street) – Grady ‚Coon-Ass‘ Travis

 

Ist das Thema 2. Weltkrieg nicht ausgereizt?

Vorsicht, ich äußere mich hier zu direkten Handlungen und Ereignissen im Film. Bitte nur auf eigene Verantwortung weiterlesen sonst bis  – SPOILERENDE – überspringen!

 – Spoileranfang – 

© Sony Pictures Entertainment

© Sony Pictures Entertainment

Ja und Nein! Ich denke dadurch, dass dies schreckliche Stück Zeitgeschichte, viele verschiedene Facetten trägt und immer wieder ungenannte „Geschichten“ erzählen kann, wird man wohl immer wieder, Ideen und Anregungen zu einzelnen Film- oder Büchervorhaben erhalten. Allerdings muss ich sagen, dass die Sichtweise der Amerikaner mir so langsam echt auf den Zeiger geht. Heroisch, patriotisch und mal wieder als Weltverbesserer und große Retter – auch wenn das im Großen und Ganzen der Historie des 2. Weltkrieges entspricht.

Genau dies spiegelt der Film abermals nur leider zu deutlich wieder. Mit der Starbesetzung von Brad Pitt – den ich in Inglourious Basterds deutlich sympathischer empfand, weil dort einfach mehr Humor enthalten war – wurde dem Ganzen nur noch die Krone aufgesetzt. Böse Patzer vorbei an der Realität, die den ein oder anderen Zuschauer im Kino lautstark schimpfen ließen, inklusive. Doch dazu später mehr.

Mich hat der Film nur sehr bedingt eingefangen und in eine entsprechende Stimmung versetzt. Es ist absolut kein Vergleich zu Klassikern wie „Der Soldat James Ryan“, „Schindlers Liste“ oder der Miniserie „Band of Brothers“. Im Film bekommt man erneut einen Eindruck davon, wie rau und unzivilisiert der Krieg war – nicht nur auf Seiten der Deutschen. Es wurde auch verdeutlicht, das die alliierten Truppen nicht gerade wie Gentlemen durch die Lande zogen und sich sehr aufdringlich den körperlichen Gelüsten, mit Frauen des befreiten Landes vergnügten.

Dennoch war es schon eine herbe Enttäuschung, zu sehen, wie scheinbar die Sichtweise der Amerikaner auf die Geschehnisse der Kriegszeit war und vor allem wie sehr man doch auch an der Realität vorbei, Filme produzieren kann.
Da ich selbst über gewisse Erfahrung im Militär verfüge (8 Jahre Dienstzeit bei der Bundeswehr mit 2 Einsätzen im Ausland) sind gewissen Szenen für mich nicht nachvollziehbar. Auch meine leidenschaftliche Ambition zum Computerspiel „Word of Tanks“, konnte mich nur all zu oft sowohl in Staunen versetzen, als auch den Kopf schütteln lassen.

Worum geht es denn konkret?

4 Shermans gegen einen Tiger…

Der im Film verwendete Tiger mit der Kennnummer 131. Quelle: wikipedia

Der im Film verwendete M4A2E8 Sherman mit der Kennnummer T-224875. Quelle: wikipedia

Ich fragte mich warum zum Teufel die Sherman-Besatzungen ihre Panzer erstmal gerade rückwärts an eine Wald Line heran fahren ließen, um dann sogleich auf Befehl des „Wardaddy“ in den Frontalen Angriff überzugehen. Der Tiger war aufgeklärt und zu ihrer Front etwas herabgesetzt positioniert und ein Geheimnis war es wohl für keinen der Panzerinsassen, dass der Tiger nahezu unverwundbar an der Front ist. Bei der großen Erfahrung, die uns beim Charakter von Brad Pitt eingeflößt werden sollte, hätte ich erwartet, dass sogleich der Befehl kommt, die Wanne im dem Moment unter Beschuss zu nehmen, als der Tiger sich über eine kleine Böschung nach vorne preschte. Stattdessen wurde der frontale Angriff und eine Art Dauerfeuer befohlen, die natürlich so gut wie keine Wirkung zeigten. Wen wundert es nun, dass beim versuchten „Greifzangenmanöver“ (den Tiger zum umfahren und von den Seiten und am Heck zu erwischen) drei der vier alliierten Panzer vom Tiger dahin gerafft wurden? Es ist wohl überflüssig, zu erwähnen, dass der Panzer des Kommandanten „Wardaddy“ diese Schlacht überstand und den rettenden Treffer am Heck des Tiger landen konnte.

 

Brad Pitt ist unverwüstlich?
© Sony Pictures Entertainment

© Sony Pictures Entertainment

Also bitte liebes Hollywood… Schon im Kino hat es direkt Stimmen gegeben, die verlauten ließen, dass es hier sicherlich eine vertragliche Reglung gab. Schließlich wäre es Angelina Jolie oder den Kindern nicht zu zumuten, das der Papa und Ehemann in einem seiner Werke gänzlich zerfetzt würde…
Man stelle sich kurz vor: Ich stecke einen Hühnerflügel in ein vergleichsweise dünnes Papierhemdchen, verfrachte dies Konstrukt dann in eine Konservendose, zünde einen großen D-Böller an und werfen diesen dazu und verschließe die Dose schnell. Was denkt ihr, wie der Hühnerflügel danach wohl aussieht?

Im Film spiegelte sich die Szene wie folgt dar:
Vier der fünf Besatzungsmitglieder um den mittlerweile nicht mehr ganz so unerfahrenen Norman Ellsion sind bereits innerhalb des Panzers gestorben. Die Luke wird aufgerissen, 2 (!!) Stielhandgranaten werden von einem deutschen Soldaten in den Panzer geworfen und landen direkt neben dem toten Pitt, die Luke wird geschlossen.
In der Zeit bis zu Detonation schaffte es der junge MG-Schütze noch durch die Notluke am Boden zu flüchten und sich von dieser unterhalb des Fahrzeuges zu entfernen. Es rumst zwei Mal dicht aufeinander innerhalb der „Konservendose“. Kurze Zeit später ist Ellison nochmal im Panzer und ein fast unversehrter Pitt – wie auch andere der Insassen – scheinen dort seelenruhig auf die Verabschiedung des Soldaten gewartet zu haben – nein sie sind schon tot, aber auch nicht so zerfetzt oder gar verbrannt wie man es bereits beim Hühnerflügel erwartet hätte.

– SPOILERENDE –

 

Fazit

Schaut euch den Film nicht unbedingt im Kino an, ich trauere etwas um das Geld. Als Zeitvertreib für den Neujahrstag war es ok.
Wer nicht gerade geil auf frühes Gucken neuer Filme im Kino ist, kein Jahresabo eines Kinos hat oder kein riesen Brad Pitt Liebhaber ist, wird es sehr gut verkraften können, den Film zu gegebener Zeit in der Videothek des Vertrauens oder bei div. Streamingportalen zu Hause gucken zu können.

 

Herz aus Stahl
Handlung - 5 Punktewww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com
Heroisch, patriotisch und auch irgendwie etwas realitätsfern. Aktiongeladen ja, aber nicht fesselnd!
Szenen/Kamera - 7 Punktewww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com
Sehr gut umgesetzt fand ich, dass der Film auf wackelige Handkamera-Sequenzen und zu hektische Schnitte verzichtet hat. Sonst aber hier leider kein filmisches Meisterwerk. Leider nicht in 3D.
Technisches - 7 Punktewww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com
Alte Fahrzeuge direkt aus einem Museum in England, historische Uniformen. Alles in allem eine runde Sache wie zu erwarten, aber die Schlüsselszenen wurden doch durch die genannten Punkte getrübt.
Sound - 8 Punktewww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com
Abgestimmt, passend und teilweise sehr nett umgesetzt als es in der Panzerschlacht heiß her ging. Leider aber auch keine Meisterleistung.
Overallwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.comwww.dyerware.com
Als Zeitvertreib an einem regnerischen Sonntag auf der Couch als BluRay oder Stream ok. Eine Zeitverschwendung ist dieser Teil nur wenn man dafür ins Kino möchte. Dann lieber nochmal zu Hause wahre Klassiker ansehen.

 

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