Am letzten Wochenende im Februar, konnte ich ein wenig der kostbaren Zeit von Holger Schliemann (Anm. d. Red.: Geschäftsführender Gesellschafter Grusellabyrinth Kiel) in Anspruch nehmen, um ein sehr aufschlussreiches und informatives Interview mit ihm zu führen.
Thematisiert wurden die Villa Fernsicht, das Grusellabyrinth Kiel und alle wissenswerten Informationen drumherum. Welche Informationen und kleinen Geheimnisse Holger, den Lesern meines Blogs und Besuchern des Grusellabyrinths preis gibt, erfahrt ihr nun hier.
Freitag, 18.01.2013 – Relativ spontan kam mir die Idee, ein Interview mit Verantwortlichen des Grusellabyrinths in Kiel zu machen – alleine schon um auch „unwissenden“ diese Abenteuerwelt näher zu bringen.
Kurz mal via Twitter, wo schon reger Kontakt bestand, nachgefragt und prompt wenige Tage später die Zusage bekommen.
Samstag, 09.02.2013 – Eigentlich sollte heute „mal eben so zwischendurch“ das Interview mit Holger statt finden. Leider haben aber viele Faktoren an diesem Tag, uns beiden einen Strich durch die Rechnung gemacht. An einem Eventtag – es war der Horror-Karneval – klappt so was eben nicht einfach mal so zwischendurch. Somit mussten wir den Termin verschieben.
Samstag, 23.02.2013 – 13.30 Uhr – Holger begrüßt mich freundlich und gut gelaunt zu unserem neu vereinbarten Termin im Grusellabyrinth in Kiel. Wir ziehen uns in das kleine Büro im Erdgeschoss zurück und versuchen so, ein wenig Ruhe für das Interview zu finden.
Das Interview
„Hallo Holger. Vielen Dank schon mal für deine Zeit zu diesem Interview. Magst du uns zuerst ein wenig was über Holger Schliemann erzählen? Wer bist du, was machst du und vor allem, wie kamst du zum Gruseln?“
Schliemann:
„Ich bin Holger Schliemann, 30 Jahre jung und komme aus Kiel – ursprünglich aus Raisdorf bei Kiel, dort wo früher die Villa Fernsicht war. Natürlich bin ich Hauptberuflich nur im Grusellabyrinth tätig – nichts anderes als das. Gefühlt Tag und Nacht! (Holger lacht) Das soll auch in Zukunft so bleiben.
Damals bin ich nach der Wirtschaftsschule direkt bei meinen Eltern in den Betrieb eingestiegen (Anm. d. Red.: ehemals Villa Fernsicht mit Restaurant). Dort haben meine Schwester und ich, das damalige Konzept grundlegend verändert und umgekrempelt. Speisekarten, Events, usw. waren für uns Hauptpunkte die man verändern konnte. Hier ging es erst mal gar nicht ums Gruseln. Tropical Nights mit Steeldrum Band, Magic Summer, Thats-Love-Event mit Candle Light Dinner und solche Geschichten, waren die ersten Ideen die wir umgesetzt haben.
Am besten kam aber noch das erste Halloween-Event im Jahr 2002 an. Im Sommer kamen die Gespräche für die Herbstsaison, da im Herbst doch eher weniger los ist, hier in dieser Region. Der Grundstein zu dieser Idee lag schon früh während der Schulzeit, als ich mit meiner Schwester zusammen diverse Hobby-Filmprojekte im Bereich Fantasie und Gruseln umgesetzt habe. Dort haben wir schon viele Kulissen gebaut, uns mit entsprechender Musik befasst und so weiter… So hatte man schon mal Erfahrungen gesammelt was das angeht…
Zum Gedanken „Gruseln in der Villa Fernsicht“ kam dann noch dazu, dass die Villa an sich ein sehr uriges altes Gebäude ist und einen entsprechenden Charme ausstrahlt. Im Prinzip ist es ja schon eine Art Geisterhaus gewesen.“
„Du hast nun schon viel über die Villa Fernsicht gesagt; magst du dazu noch einige Eckdaten erzählen, für alle die, die das zum ersten Mal lesen?“
Schliemann:
„Die Villa wurde im Jahr 1900 erbaut und befand sich seit dem durchgehend in Familienbesitz. In allen fünf Generationen wurde dort immer etwas Außergewöhnliches gemacht. Nie war es einfach nur ein Restaurant. Als Beispiel: Mein Großvater hat dort einen Reptilienzoo gehabt, wo exotische Tiere wie Schlangen, Spinnen und Schildkröten zu sehen waren, während die Gäste daneben sitzen um zu essen. In der damaligen Zeit war dies noch besonders, wobei man heute in jeder Zoohandlung diese Tiere findet. Auch Schulklassenführungen wurden dort bis in die 90er Jahre gemacht. Selbst ich als Kind habe das noch direkt miterlebt und es hat mich sicherlich auch ein wenig geprägt – diese urigen, teilweise unheimlichen und exotischen Tiere.
Mein Vater hatte auch einen Spleen und sich sehr für Vögel interessiert. Er hat im Laufe seiner Zeit – immerhin 30 Jahre – dort einen sehr großen Vogelpark aufgebaut. Der Höhepunkt war im Prinzip kurz bevor Ina und ich dort eingestiegen sind. Mein Ding waren die Vögel aber ehrlich gesagt nicht.
Zu Anfang lag der Fokus aber ja wie bereits erwähnt gar nicht auf gruseln oder schocken…“
„Leider ist die Villa Fernsicht nicht mehr aktuelles Thema. Wie sind denn so die letzten.. sagen wir mal zwei Jahre in der Villa gewesen?“
Schliemann:
„Im Grunde bestand das Grusellabyrinth der Villa Fernsicht aus einer angrenzenden Zeltstadt, wo die Gruselattraktion selbst drin war. Wir hatten früher ausschließlich im Herbst geöffnet, weil das auch genehmigungstechnisch nicht anders möglich war. Das war aber auch für uns so ok, denn es hatte alles einen wirklich großen Level erreicht. Es gab neben dem Grusellabyrinth auch ein kleines Show-Theater, das Kinder- und Horrorlabyrinth, ein Winterlabyrinth und die Eventfläche auf dem Vorplatz. Alles in allem war es schon eine ziemlich Runde Sache. Doch durch die Ausmaße wollten wir das natürlich auch bautechnisch verändern. Schon 2006 haben wir mit den Planungen dazu angefangen, welches sich als sehr langes und kompliziertes Genehmigungsverfahren entpuppte, welches mal mehr und mal weniger gut gelaufen ist.
Nachdem wir viel Geld für Gutachten und Genehmigungen ausgegeben hatten, hat die ganze Sache einen negativen Turn gemacht… Durch das Hochschaukeln in der Presse, ist es bei einigen, sehr wenigen Anwohnern negativ aufgestoßen. Diese wollten einfach nicht über den Tellerrand hinaus gucken. „Oh da ist es laut“ und „…viel Verkehr“ und „…wenn es Abends nach 22 Uhr noch laut ist“, waren halt einige der Gründe, die das Ganze deutlich erschwert haben. Genau diese Leute haben nicht verstanden, dass gerade durch die baulichen Maßnahmen dem hätte entgegen gewirkt werden sollen. Wir wollten größere Parkplätze schaffen und eine Lärmschutzhalle bauen. Sogar über den Bau einer Lärmschutzwand haben wir intensiv nachgedacht und geplant.
In vielen, vielen Gesprächen haben wir versucht den Anwohnern und Behörden die Ideen zu erklären, wobei ich es wohl leider nie geschafft habe bei unseren „Gegnern“ Verständnis zu erwirken.
Mir oder besser gesagt uns allen, war es sehr unverständlich, dass sich die Politiker in dieser Sache von einer sehr geringen Anzahl von Anwohnern haben leiten lassen, die möglicherweise mehr Lärm mit ihren Protesten gemacht haben, als wir mit unserer Attraktion. (Holger schmunzelt). Ich kann für mich behaupten, dass wir uns immer sehr fair verhalten haben. Wir haben später auf unsere Kosten einen Bus-Shuttle und eigene Ordner eingesetzt, damit die Zufahrten der Anwohner nicht blockiert werden und alles in unserer Macht stehende versucht, es allen Recht zu machen.
Irgendwann gen Ende 2009 nach diversen Anwohnerversammlungen, wo wir versucht haben ein positives Ergebnis für alle zu finden, war dann die Entscheidung gefallen, dass der Spielbetrieb dort nicht mehr möglich ist. Schon daher, dass unsere Umbaumaßnahmen natürlich nicht genehmigt wurden und uns für das Jahr 2010 keine weitere Genehmigung für die Attraktion ausgestellt wurde. Im Frühjahr 2010 habe ich noch versucht mit allen Mitteln eine Spielgenehmigung oder Sondergenehmigung zu erhalten, um wenigstens eine Art Abschiedsvorstellung zu vollziehen, aber auch dies haben wir nicht ermöglicht bekommen. “
„Kannst du uns Abschließend zur Villa Fernsicht ein paar Zahlen oder Fakten nennen?“
Schliemann:
„Im Jahr 2009 hatten wir ca. 100 Mitarbeiter in und um die Villa Fernsicht beschäftigt und haben für das Jahr 2009, ca. 22.200 Gäste gezählt – immerhin waren an manchen Tagen bis zu 1000 Besucher vor Ort. Insgesamt erstreckte sich die Villa Fernsicht und das zugehörige Gelände über ein Areal von ca. 35000m² und bot in den Zelt-, Event- und Restaurantflächen Raum mit ca. 900m².“
„Wollen wir uns dem widmen was nun ist. Das Grusellabyrinth seit 2010 im alten Güterbahnhof in Kiel. Magst du dazu etwas erzählen wie es genau zu diesem Standort kam?“
Schliemann:
„Unsere Fühler haben wir in alle Richtungen ausgestreckt und der Fokus lag erst mal gar nicht hier auf Kiel. Es hätte ebenso auch die Burg Frankenstein (Anm. d. Red.: südlich von Frankfurt am Main) oder eine andere Örtlichkeit werden können. Wir haben uns viele Objekte angesehen und auch viele Angebote erhalten. Schlussendlich haben wir realisiert, dass das Grusellabyrinth mit Kiel schon recht stark verwurzelt ist und wir eigentlich nicht wirklich hier weg wollten. Wir haben dann die Suche auf Kiel und das Umfeld fokussiert – das war im Juli 2010. Eine große Hilfe war die Wirtschaftsförderung, die uns vier bis fünf große Objekte vorgeschlagen hatten. Einerseits sollten die Objekte historischen Charakter haben und anderseits aber auch viel Fläche und ausreichend Parkplätze bieten.
Die Entscheidung für den Güterbahnhof hier am Tonberg ist dann aufgrund der fast 600 Parkplätze und der guten Lage an der B76, von wo aus man hier alles gut einsehen kann, gefallen. Auch der entsprechend historische Charakter und die große Fläche waren Gründe, die für den alten Güterbahnhof sprachen.“
„Kannst du in einigen Sätzen beschreiben, was genau das Grusellabyrinth in Kiel ist. Hier erwartet den Besucher ja deutlich mehr, als sich hinter dem Namen vermuten lässt.“
Schliemann:
„Man darf sich nicht von dem Namen irritieren lassen. Es ist eigentlich eine durchaus familienfreundliche Erlebniswelt, in der man eine Show erleben kann die einen spannenden und auch gruseligen Charakter hat. Bei uns kann man einfach in eine ganz andere Welt eintauchen.
In der Hauptattraktion durchläuft man quasi live eine Art Gruselfilm und wird selber auch Teil dieser Show. Das Konzept ist so aufgebaut, das ca. ein Drittel der Durchlaufzeit reelle Labyrinthe enthalten sind und die restlichen zwei Drittel ist Story Drumherum, in der unsere Mitarbeiter mit schauspielerischen Talent zeigen was sie können.
Ebenfalls soll unser Restaurant nicht unerwähnt sein. „Zur rostigen Weiche“ lässt schon auf das Konzept schließen: Aufgebaut und dekoriert wie eine alte, urige Bahnhofshalle mit vier Abteilen, bietet unser Restaurant so Platz für 150 Gäste, die sich an unseren Erlebnis Büfetts zu Veranstaltungen oder á la Carte verwöhnen lassen können.
In regelmäßigen Abständen veranstalten wir im Restaurant z.B. unsere „Dinner Show“. Hier kann man Charaktere, die man aus der Villa Fernsicht kennt, wiedersehen und sich über einen Zeitraum von ca. 3 Stunden bei gutem Essen, bestens unterhalten lassen. Die Dinner Show ist ein Erlebnis wo der Gast Zugang zu einem großen Buffet hat, wobei Vorspeise und Dessert am Platz serviert werden. Unterbrochen wird das Essen von den Showparts, die mit dem Geisterjäger Gregor S. Montgomery und der Hexenfürstin Lady Fortescue spielen, die in einem Duell gegeneinander antreten. Es nennt sich zwar Zauberduell, ich würde es aber eher als Comedy-Duell beschreiben. Es ist eine sehr charmante aber auch schwarzhumorige Darbietung, die die ganze Familie unterhält.
Die Eventhalle in der wir regelmäßig diverse Motto Partys veranstalten und auch das Horror- und Kinderlabyrinth welches gegen 19.00 Uhr das Thema wechselt – alles das ist das Grusellabyrinth in Kiel.
Unser Restaurant und auch die Eventhalle stellen wir gerne auf Anfrage auch Firmen- oder Familienveranstaltungen zur Buchung, zur Verfügung.“
„Momentan lautet das aktuelle Programm im Grusellabyrinth: „Das Elixier des Todes“. Kannst du – ohne zu viel zu verraten – schon einen Ausblick auf die Zukunft geben und vielleicht schon auf das neue Programm?“
Schliemann:
„Der erste Fakt ist, dass wir jedes Jahr eine neue Show haben. Somit lohnt es sich jedes Jahr aufs Neue, das Grusellabyrinth zu besuchen.
„Das Elixier des Todes“ ist – und die meisten unserer Stammgäste werden es schon mitbekommen haben – der erste Teil einer zweiteiligen Geschichte. Der zweite Teil beginnt am 5. Juli 2013. Allerdings möchte ich allen nun die Scheu nehmen, die es bis dahin leider nicht schaffen das Grusellabyrinth zu besuchen. Auch wer den ersten Teil nicht kennt, wird der Geschichte im zweiten Teil ohne Probleme folgen können. Die Besucher die es nicht wissen, werden es durch den so guten Einstieg in Teil 2, nicht mal unbedingt merken, dass es ein Zweiteiler ist, wenn sie es nicht ohnehin schon wussten.
Der erste Teil ist aber noch bis zum 1. April 2013 hier in Kiel zu sehen. Danach beginnen dann die Umbauarbeiten um pünktlich zum 5. Juli 2013 mit dem zweiten Teil bzw. der neuen Show wieder zu eröffnen.
Was allerdings im zweiten Teil passiert kann ich noch in keiner Weise verraten…“
„Holger erzähl mir doch kurz – ohne vielleicht auch hier zu viel zu verraten – wie ihr an eure Ideen für die Storys und die Shows kommt.“
Schliemann:
„Grundsätzlich kann jeder aus unserem Team seine Ideen niederschreiben und einreichen. Es gibt einen geheimen Ort, an dem ich diverse Dokumente – keine fertigen Skripte oder Drehbücher – aufbewahre, die schon eine Reihe von Ideen beinhalten. Manchmal ist es dann so, dass man sagt aus einer Grundidee kann man eine ganze Story bauen; manchmal ist es aber auch so, dass man aus mehreren Grundideen eine Story entwickelt.“
„Gibt es einen Ablauf, den du den Besuchern empfehlen würdest, um den Gästen aus deiner Sicht einen perfekten Tag zu ermöglichen?“
Schliemann:
„Ich würde auf jeden Fall einen Tag empfehlen, an dem auch eine Dinner Show stattfindet – das wäre dann ein Samstag. Am Nachmittag vorweg empfehle ich natürlich einen Besuch des Grusellabyrinths um dann Abends gegen 20.00 Uhr an der Dinner Show teilzunehmen. In der Zeit dazwischen, würde ich das Kinder- und Horrorlabyrinth besuchen, um alles was wir bieten auch entsprechend zu nutzen.
Als Richtwerte für die Planung kann man sich folgende Zeiten gerne im Hinterkopf halten: Die Show im Grusellabyrinth hat eine Durchlaufzeit von ca. 100 Minuten. Das Kinder- und Horrorlabyrinth dauert, je nach Lust und Laune der Besucher jeweils 5-15 Minuten. Ab 17.00 Uhr öffnet unser Restaurant um dort Speisen und Getränke zu sich zu nehmen.“
„Magst du abschließend noch ein paar Infos zu den Altersempfehlungen für Besucher des Grusellabyrinths geben?“
Schliemann:
„Für unsere Hauptshow – also das Grusellabyrinth – geben wir eine Empfehlung für ab acht Jahren. Allerdings sollte man nun auch nicht den Eindruck haben, dass es sich dabei um eine Kinderattraktion handelt. Phasenweise ist die Story schon recht anspruchsvoll und nicht jedes Kind kann dieser dann immer komplett folgen. Aus Erfahrung können wir aber sagen, dass das eigentlich egal ist, denn der Rest des Erlebnisses ist so gut, das auch die kleinen Besucher sich bestens unterhalten fühlen.
Tagsüber haben wir das Kinderlabyrinth in dem auch die kleinen Gäste auf Entdeckungstour gehen können. Darin sind übrigens auch die Eltern oder alle großen „Kinder“ gern gesehen.“
„Holger ich danke dir nochmal für deine Zeit, die du für das Interview aufgebracht hast. Ich wünsche dem Grusellabyrinth und allen Mitarbeitern, noch eine angenehme Restsaison 2012/2013 und einen super guten Start in die Saison 2013/2014 ab dem 5. Juli 2013.“
Weitere Informationen zum Grusellabyrinth in Kiel
Aktuelle Eintrittspreise | Preise und Detailinformationen für die Dinner Show | Informationen und Termine zu den Motto-Partys
Titelbild: Hendrik Wiedermann
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